Allein erziehende Mütter und ihre Kinder ohne Unterkunft
Ziel der Arbeit in Odessa ist es, Wohngemeinschaften für alleinstehende, mittellose Mütter mit kleinen Kindern einzurichten. Derzeit bestehen 5 solcher Wohngemeinschaften.
Hier finden sich exemplarisch einige kurze Biographien von Müttern, denen in den Wohngemeinschaften erste Schritte in ein selbst bestimmtes Leben gelangen:
Olga ist 22 Jahre alt und Mutter von Max, 8 Monate. Ihr Mann hat sie geschlagen und nachts auf die Straße geworfen. So musste sie zu ihrer Schwester quer durch die ganze Stadt gehen. Sie wurde von einem freiwilligen Helfer der befreundeten Organisation „Zhizn“ aufgegriffen. Olgas Schwester konnte sie nur kurz in ihrer Wohnung unterbringen. Zudem hat der Ehemann Olga mit einer Geschlechtskrankheit infiziert. Es bestand ein hohes Risiko, dass Max infiziert würde.
Mittlerweile konnte die Geschlechtskrankheit geheilt werden. Heute leben Mutter und Kind in unserer Wohngemeinschaft, erhalten Nahrung und Kleidung sowie juristische Betreuung zur Wahrnehmung ihrer Rechte. Zweimal in der Woche wird Olga psychologisch betreut. Gegenwärtig versucht ihr Ehemann, die Beziehung zu Olga wieder aufzubauen und sie zurückzugewinnen. Ihre Entscheidung steht noch aus. Außerdem sucht sie eine Arbeit.
Tanya G. ist russische Staatbürgerin, obwohl sie dort nur eine halbes Jahr als Teenager lebte. Ihr beiden Töchter Marina, 10 Jahre, und Dasha, 2 Jahre, wurden in der Ukraine geboren. Ihr Freund hat sie mit beiden Kindern hinausgeworfen. Da sie ohne Registrierung in Odessa lebt, ist es nicht möglich, die ukrainische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Sie war obdachlos und musste einen neuen Schulplatz für Marina suchen.
Wir haben sie und ihre Kinder in der Wohngemeinschaft aufgenommen. Tanya hat jetzt eine Arbeit gefunden und versucht, die Familie selbst zu versorgen. Marina besucht die Schule in der Nähe der Wohngemeinschaft. Wir versuchen, für sie eine Registrierung zu bekommen.
Diana und Emilia: Diana ist 22 Jahre und HIV positiv. Sie kam schwanger zu uns im März, sie war obdachlos. Wir halfen ihr in vielerlei Hinsicht:
- nach der Geburt ihrer Tochter war sie im Krankenhaus und wir fütterten sie regelmäßig
- kauften Medizin für sie
- gaben ihr eine Platz in unserer Wohngemeinschaft
- ermöglichen ihr zweimal in der Woche eine psychologische Betreuung
- unterstützen sie, um Hilfe aus staatlichen Programmen zu erhalten
Das Ergebnis nach dreimonatiger Arbeit: Diana war in der Lage, die Beziehung zu ihrer Mutter wieder aufzubauen. Sie fand eine Unterkunft und traf im Krankenhaus einen Mann, mit dem sie eine neue Beziehung einging. Bis August lebte sie mit ihrem neuen Freund. Nach einem großen Streit wohnte sie eine Woche bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Danach bat sie uns um Rückkehr. Wir waren damit einverstanden und nun lebt sie mit Tanya T. in einem Raum.
Tanya T. ist 30 Jahre alt und Mutter von 5 Kindern: Artiom (7 Monate), Bogdan (2 Jahre), Lena (3 Jahre), Lera (4 Jahre) und Sasha (6 Jahre). Ihr Ehemann starb im Juli 2010, als sie mit Artiom schwanger war. Das Gehalt des Ehemannes deckte den größten Teil der Lebenshaltungskosten. Von den Kindern hat nur Sasha eine Registrierung. Der neue Besitzer des Hauses, in dem Tanya und Sasha registriert sind, ist der Onkel von Tanya. Er lehnt die Registrierung der anderen Kinder ab. Nach Artioms Geburt mietete Tanya einen Raum mit 9 m², ohne Bad, für 120 € pro Monat. In diesem Raum nahmen wir Kontakt mit ihr auf, nachdem sie von einem Freiwilligen einer Hilfsorganisation gefunden wurde.
Die Familie lebt jetzt in unserer Wohngemeinschaft, wir unterstützen sie bei der Kleidung und bei der Medizin. Mit unserer Hilfe geht Sasha in die Grundschule in der Nähe der Wohnung, Lara geht in den Kindergarten. Tanya bekommt mehr soziale Unterstützung und einen Status „Mutter mit vielen Kindern“. Momentan versuchen wir, Lena und Bogdan in denselben Kindergarten unterzubringen, so dass Tanya arbeiten gehen kann. Wir arbeiten zudem daran, dass die Kinder registriert werden, und bieten zweimal die Woche eine Gruppentherapie an.
Veta ist 30 Jahre alt und allein erziehende Mutter, vorher war sie Waise. Sie wurde in Moskau geboren. Mit 14 rannte sie ohne irgendwelche Ausweispapiere in die Ukraine. Sie lebte einige Jahre in Kiev und begann dort zu arbeiten. Illegal besorgte sie sich neu ukrainische Ausweispapiere. Vor einigen Jahren zog sie nach Odessa und mietete ein Appartement und traf einen Vater für ihren Sohn. Ihr Freund verließ sie im neunten Monat ihrer Schwangerschaft. Auf dem Weg zu ihrer Entbindung verlor sie ihre Tasche mit allen Dokumenten. Als wir mit ihr und ihrem Sohn Yaroslav in Kontakt kamen, lag sie im Krankenhaus, wusste nicht wohin, hatte nichts zu essen und keine Kleidung.
Nun lebt sie in einer der Wohngemeinschaften. Alle Anstrengungen werden unternommen, um für sie und ihren Sohn legale Ausweispapiere zu bekommen. Ihrer Aussage nach hat sie eine Arbeit gefunden, die sie Ende September beginnen wird.
Erste Hilfe in Notfällen
Ein weiteres Feld, in dem sich die Mitarbeiter von "Svetly Dom" engagieren, sind spontane Anfragen von Obdachlosen. Es wird versucht, sie bei befreundeten gesellschaftlichen Organisationen, Rehabilitationszentren oder einfach bei Freunden unterzubringen.
Es handelt sich bei dieser Gruppe vor allem um jungen Menschen, ehemaligen Internatsschülern und Waisen. Einige von ihnen haben überhaupt keine Unterkunft, andere keinerlei Dokumente.
Aufbau von Freiwilligen-Teams
In Seminaren vermitteln wir Kompetenzen in sozialer Arbeit und planen konkrete Tätigkeiten. So gibt es eine Gruppe von Freiwillige, die jeweils einige Stunden in der Woche für "Svetly Dom" arbeiten.
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